Die Zusammenarbeit verläuft prinzipiell in 3 Phasen* und richtet sich an Personen, die eingefahrene Verhaltensgewohnheiten oder Süchte verändern möchten. Als Beispiel wird hier die Zusammenarbeit mit einer Person mit einem entgleisten Trinkverhalten dargestellt. Mit gewissen Unterschieden kann dieses Modell auch für andere Verhaltensgewohnheiten und Süchte (Glücksspiele, Online- und Computerspiele, Rauchen) herangezogen werden.
Phasen 1: Selbstregulation des entgleisten Trinkverhaltens (ausgewählte Inhalte)
- Klärung der Auswirkungen des aktuellen Trinkverhaltens (z.B. Selbstbild, Gesundheit, Familie, Beruf, Freizeit)
- Besprechung der Situationen, in denen das entgleiste Trinken bewusst oder unbewusst eingesetzt wurde sowie die Sammlung von bereits vorhandenen Fähigkeiten auf das entgleiste Trinkverhalten positiv Einfluss nehmen zu können
- Klärung der Veränderungsabsichten und deren möglichen Auswirkungen: Wofür könnte sich eine Veränderung auszahlen?
- Entwicklung möglicher erster Schritte der Veränderung
- Verhaltensexperimente und ausgewählte Methoden (z.B. Trinktagebuch, Methoden zur Spannungsregulation) unterstützen den Prozess nachhaltig.
- Die Besprechung der Erfahrungen zwischen den Einheiten sowie die Weiterentwicklung nächster Schritte können die Veränderung nachhaltig stabilisieren.
Nach einer individuell vereinbarten Zeit prüfen wir gemeinsam, ob die Einflussnahme auf das Trinkverhalten ausreichend große Erfolge erzielt hat, und besprechen die Erfahrungen aus dieser Phase.
- Sollten sich die Erfahrungen und Beobachtungen verdichten, dass trotz versuchter Einflussnahme es nicht gelingt das Trinkverhalten positiv zu beeinflussen und mit hohen gesundheitlichen Kosten (langfristige körperliche Folgeerkrankungen, Entzugssymptome, Delir etc.) zu rechnen ist, erfolgt in Abstimmung die Planung einer körperlichen Entzugsbehandlung.
Phase 2: Individuelle Lebensgeschichte und deren Auswirkung (ausgewählte Inhalte)
- Diese Phase baut darauf auf, dass bereits ausreichende Erfahrungen und Erfolge in der Veränderung des entgleisten Trinkstils (Reduktion oder Abstinenz) gesammelt werden konnte.
- Ziel ist es nun, weitere eingefahrene Erlebens- und Verhaltensmuster verändern zu lernen um wieder mehr Möglichkeiten im Umgang mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu schaffen.
- Weiters besprechen wir Erfahrungen, für die sich die Änderung des Trinkstils bereits gelohnt hat und zukünftige Vorteile.
- Manchmal kann die Bearbeitung vergangener belastender Ereignisse – die eventuell mit dem entgleisten Trinken in Zusammenhang stehen – einen weiteren stabilisierenden Effekt haben.
Phase 3: Zukünftige Pläne und Lebensentwürfe
- Die Einbeziehung von Angehörigen und Familienmitgliedern kann ein weiterer wichtiger Baustein sein. Dabei werden die gesammelten Erfahrungen besprochen sowie zukünftige Entwicklungen abgestimmt.
- Weitere Themen können sich aus der individuellen Einzel-, Paar-, und Familiensituation ergeben.
Die mögliche Einbindung von Angehörigen und Familienmitgliedern kann – je nach Situation – auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Therapie erfolgen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit kann eine intensivere Zusammenarbeit mit einem Arzt für Allgemeinmedizin und/oder Facharzt für Psychiatrie notwendig sein.
* in Anlehnung das Modell von R. Klein
Rudolf Klein 2014, Lob des Zauderns, Carl-Auer Verlag
Rudolf Klein 2009, Berauschte Sehnsucht, Carl-Auer Verlag